Susanne Schröter begann ihren Vortrag mit der Frage „Was ist der politische Islam?“ und gab die Antwort direkt:

Susanne Schröter
Der politische Islam, auch Islamismus genannt sei eine „Werte-diktatur“. „Es ist eine Gruppe, die ihre eigene Meinung als einzig gültige betrachtet“.
Dann kam sie aber erst mal auf den Islam selbst zu sprechen und führte an, dass der Islam sehr heterogen sei und es viele ethnische Besonderheiten gebe. Ja, es gebe das Ideal einer islamischen Weltgemeinschaft (Ummah), aber faktisch diversifiziert sich der Islam in mehrere Richtungen, die sich gegenseitig nicht anerkennen. Weiterhin seien viele Bräuche aus anderen Religionen übernommen, wie z.B. die Anbetung der Meeresgöttin oder die Verehrung der Transgendergruppe, der sogenannten Hijras in Pakistan. Sie zitierte Basam Tipi, der gesagt habe, dass wir einen europäischen Islam bräuchten. Ja, genau das sei das Normale im Islam, zu dem auch die Pluralität gehöre.
Auch im Islam habe im 19. Jahrhundert eine zaghafte Säkularisierung begonnen, die einherging mit wissenschaftlicher Bildung. Es gebe ein Spannungsfeld zwischen religiösen und säkularen Eliten. Zu den Modernisierern zähle sie auch Kemal Atatürk, auch wenn dieser keineswegs ein Demokrat war.
Dann stellte sie dem Islam die christlichen Fundamentalisten gegenüber und zeigte ein Foto einer Christin, die mit Bibel und einem Maschinengewehr posiert. Sie zeigte auf, dass es die Ablehnung einer weltlichen Ordnung in allen Weltreligionen gebe.
Jetzt kam Frau Schröter auf die unangenehmen Entwicklungen im Islam zu sprechen. Der Islam sei widersprüchlich, es gebe die älteren Suren, die deutlich moderater seien. Und es gebe die späteren Suren, in denen Mohammed als Kriegsherr spricht. Als Beispiel dafür präsentierte sie diesen Koranvers:

Vers 9 Sure 5
Es gebe drei Zentren im Islam, fuhr sie fort: Den Wahhabismus, der dank der Petrodollars aus Saudi-Arabien in die ganze Welt exportiert werde, die Schiiten, die Ayatollah Chomeini stark gemacht habe und die Muslimbruderschaft. Auf letztere ging Frau Schröter dann ausführlich ein.
Die Muslimbruderschaft sei im Jahre 1928 von Hassan al-Banna in Ägypten gegründet worden, berichtete Schröter. Der Gründer habe die Befürchtung gehabt, dass durch zu viel Freiheit der Islam überflüssig werden könnte. Die Organisation habe von Anfang an mit Gewalt und Anschlägen gearbeitet. Als sie 2013 in Ägypten verboten wurde, ging sie ins Exil – auch nach Deutschland.
Schröter kam dann darauf zu sprechen, dass die Muslimbruderschaft in den 40er Jahren mit Hitler zusammengearbeitet habe und verwies auf Amin el-Husseini, den Mufti von Jerusalem. Auch habe es muslimische SS-Einheiten gegeben, sagte sie und betonte, dass die Zusammenarbeit aber wenig überraschend sei, denn schließlich einte beide der Hass auf Juden.
Dann thematisierte Schröter den Ägypter Mohammed Mursi. Der habe, kaum im Amt, die Verfasung geändert und die Gleichheit von Frauen und Männern abgeschafft. Schließlich sei er nach einem Militärputsch im Jahre 2013 abgesetzt worden.
Schröter wies dann auf die Schwierigkeiten, überhaupt Islamisten zu benennen hin. Sobald man in Europa jemanden bezichtigt, Muslimbruder zu sein, drohen Klagen. Sie nannte das „juristischen Dschihad“. Deswegen achte sie streng darauf, nur Berichte des Verfassungsschutzes zu zitieren. Nennen durfte sie natürlich Yusuf al-Qaradawi: Der habe Hitler als die gerechte Strafe Gottes für die Juden bezeichnet, halte die Todesstrafe für außerehelichen Geschlechtsverkehr für angemessen. In einem Gespräch habe er mal bedauert, dass sie in Europa leider noch nicht alle islamischen Regeln sofort umsetzen können, und dass man mit dem Händeabhacken besser noch warten sollte, berichtete Schröter. Al-Qaradawi gelte auch in Deutschland für viele, gerade junge, radikale Muslime als Leitfigur.
Nach den arabischen Islamisten kam Schröter dann auf die türkischen Extremisten zu sprechen. Sie verwies auf Organisationen, die in Deutschland die Politik Erdogans umsetzen sollen, wie die Ditib, die Grauen Wölfe oder Milli Görüş. Zu letzteren gehöre auch Mehmet Erbakan. Der habe in Aachen studiert, was ihn aber nicht daran gehindert habe, sich zu radikalisieren. „Soviel zum Thema, dass Bildung die Radikalisierung verhindert“, merkte sie an.
Schröter berichtete, dass in Universitäten Gebetsräume gefordert und auch gewährt worden seien, mit dem Effekt, dass diese sofort von radikalen Gruppierungen eingenommen wurden. In einer Uni sei gar eine ganze Etage für „Ungläubige“ gesperrt worden. Das wurde dort aber immerhin schnell von der Universitätsleitung unterbunden.
Auch wenn derzeit der politische Islam erstarke, gebe es auch liberale islamische Strömungen, fuhr sie fort und nannte als Beispiel die liberale Moschee von Seyran Ateş in Berlin. Nur sei es traurig, dass diese nicht ohne Polizeischutz arbeiten könne. „Gleich nach der Gründung der Moschee bekam sie 100 Morddrohungen. Eine Freundin wurde sogar erschossen“, berichtete Schröter.
Danach kam Schröter auf die Schulen zu sprechen und sagte „Muslime seien gegen die Koedukation, also z.B. den gemeinsamen Sportunterricht“. Nur leider geben zu viele Schule in vorauseilendem Gehorsam diesen Forderungen nach, ergänzte sie. „Sie versuchen stets die Grenzen auszureizen“, sagte sie und fügte hinzu, dass diese Muslime, wenn man deren Forderungen nicht entgegenkomme, sofort von „antimuslimischen Rassismus“ sprechen und gar behaupten, dass es dann zwangsläufig dazu käme, dass sich die Schüler radikalisieren würden. Damit könne man die deutschen Gesprächspartner leicht einschüchtern. Besonders dann, wenn noch behauptet würde, dass das die Religion gebieten würde, dann zucke jeder zusammen, denn man ist ja schließlich tolerant.
Man müsse bei allen Diskussionen bedenken, dass die Islamisten nicht zwischen Politik und Religion trennen können, betonte Schröter, was Verhandlungen nahezu unmöglich mache. Es gebe in Städten mittlerweile Gebiete, wo nicht mehr über bestimmte Themen diskutiert werden könne, einfach deswegen, weil man Angst habe. Das Mobbing nehme zu, dem man sich nicht entziehen könne.
Zum Abschluss sagte Schröter: „Islamismus ist Rechtsradikalismus im religiösen Gewandt. Wir dürfen uns da nicht wegducken!“